Die Regenbauern

Portugal

Den Regen für trockene Zeiten sammeln. Südliche Länder zeigen vor, wie gutes Wassermanagement aussehen kann.

Einige Kilometer küsteinwärts von Peniche an der atlantischen Küste nördlich von Lissabon. Sommerferiensiedlungen, kleine Dörfer und Eukalyptuswälder allerorten.

Ich nütze eine Reise um die dort entstandene Kräuterfarm mit seinem Bewässerungsteich zu besuchen und die beiden Joãos kennenzulernen.

In Portugal überwiegen die Niederschläge im Winter. Die Sommerdürre macht die Landwirtschaft abhängig von Bewässerung. Oft werden vorhandene Quellen genützt oder Flüsse aufgestaut. Viele solche Stauseen sind Vogelschutzparadiese und Lebensraum für Fische und Amphibien.

Siehe dazu auch Gärtnern im Alentejo / Portugal.

João & João

João Jorge (Architekt) & João Partriarca (Architekt)

Der linke João J. ist auch Permakulturdesigner, -lehrer und wunderbarer Gedankenspender. Der eine rechte João P. hat ein Grundstück inmitten eines Eukalyptuswaldes geerbt und gründet eine Kräuterfarm.

Keyline design und andere Wasserspeichersysteme

P. A. Yeomans, ein australischer Erfinder, entwickelte das so genannte Keyline design. PDFs seiner Bücher lassen sich im Internet finden. Zum Beispiel hier. Permakultur-Mitbegründer David Holmgren griff es auf, weiterlesen auf eigene Faust lohnt sich.

Im Grunde genommen geht es darum, die kostbare Ressource Wasser so lange wie möglich auf dem Grundstück zu behalten. Dazu werden Gräben gezogen und Speicherteiche angelegt. Das Oberflächenwasser oder vorhandene Bäche füllen die Teiche, das Wasser kann später langsam versickern oder zu Kulturpflanzen geleitet werden. Der Grundwasserspiegel kann wieder aufgefüllt werden.

Einige nette Suchbegriffe für Interessierte rund um einen klügeren Umgang mit Wasser:
Charcos, Grauwassernutzung, Johad, Rainwater harvesting, Muldenversickerung, Regenwasserversickerung, Schwammstadt, Swales, Waale, ...

Und für diejenigen, die lieber einen Film anschauen, empfehle ich Jal Khet (Water Fields) aus Indien oder Hope in a Changing Climate aus China.

Angesichts der ansteigenden Temperaturen und längerer Dürreperioden könnten solche Anlagen auch in Österreich gute Dienste leisten. Solange es noch Regen und Bäche gibt. Oder wenn es zu viel Regen gibt und Hochwasser drohen. Schließlich sind es Puffersysteme.

Für kleinere Keyline-Projekte reichen im Grunde genommen einige Baggerstunden ... vorausgesetzt natürlich, der Mensch gibt so manch schönes Stück (Bau-?)Land dem Wasser und den Vögeln und Fischen zurück.

Es geht natürlich auch technischer und teurer, möglich auch alle erdenklichem Kombinationen mit Pflanzenkläranlagen. Derartige Systeme zur Reinigung unserer Abwässer werden schon an vielen Orten gebaut und sollten uns in Zukunft mehr Aufmerksamkeit und Experimentierlust wert sein. Pflanzenkläranlagen können für einelne Häuser wie auch für ganze Dörfer oder Städte angelegt werden.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Notwendigkeit ist schon da.

Kräuterfarm

João Jorges Entwürfe des Grundstücks von João Patriarca:

Regen ernten

In diesem Fall haben die beiden Joãos einen Teich angelegt, der zwei Gräben speist, welche sich entlang der Höhenlinien durch die Felder schängeln. Die Winterregen füllen Teich und Gräben, das Wasser sickert langsam in den Boden und ermöglicht den Kräuteranbau ohne zusätzliche Bewässerung im Sommer. Oder mit sehr reduzierter Bewässerung, je nach Sommer und Wasserstand des Speicherteiches.

Die Anlage in Portgual wurde an einem einzigen Bagger-Tag angelegt. Sollten Teich und Gräben eines Tages wieder mit Erde gefüllt sein, reichen einige weitere Baggerstunden um sie auszuschaufeln und den fruchtbaren Teichschlamm auf die Felder zu bringen.

Das linke Bild zeigt den Speichersee, die rechten zeigen Gräben im ersten und im zweiten Jahr. Angesiedelt haben sich viele "Freiwillige", auch Fische, woher weiß keiner.

Eukalyptus

Ein Baum aus Indonesien und Australien. In Portugal wird er als Rohstofflieferant für die Holz- und Papierindustrie großflächig angebaut. Seine Wurzeln ziehen noch das letzte Wasser aus dem Boden. Seine Blätter ernähren hauptsäcklich Koalas und seine duftenden Harze brennen wie Zunder. Also gut geeignet für die sommertrockenen Landschaften im heißen Portugal. Wenn dort die Wälder brennen, bleiben die Korkeichen stehen, der Kork ist eine Erfindung der Bäume gegen die HItze. Eukalyptuswälder brennen ab.

João & João fanden eine weit nützlichere Anwendung des Eukalyptuswaldes: Sie rodeten und verhäckselten ihn. Zusammen mit Stallmist befreundeter Bauern in der Nachbarschaft setzten sie einen riesigen Kompostmeiler auf, der nach einer ersten Rotte auf den gesamten Boden verteilt wurde. Flächenmulch. Nährboden für zukünftige Pflanzen. Schutz vor Sonne und Schlagregen. Freude über den entstehenden Humus.

Kinder

Und dann sind da noch die Kinder! Sie tun, was ihre Eltern tun: sie ziehen Gräben, leiten Wasser um und machen sich hübsch.

Artikel in der Grünen Welt/Kurier

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